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Kunst und Museumsbibliothek / Museum Ludwig

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Künstlerbücher und Leporellos von Dea Bohde

Ausstellung vom 14. November 2015 bis 15. Januar 2016

Die Kunst- und Museumsbibliothek zeigt in der Ausstellung "flow: try + error, Künstlerbücher von Dea Bohde“ erstmals die Künstlerbücher der Kölner Künstlerin.

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Ein Buch macht das Prinzip der Bestimmung durch Ausschluss (omnis determinatio est negatio) deutlich: Wenn man eine Seite aufschlägt, schließe man damit alle anderen (die Leporellos bestätigen dieses Gesetz indem sie es brechen). Dadurch gibt das Buch immer den Horizont dafür frei, was gerade nicht offenliegt.

Wenn Dea Bohde in ihren Kunst-Büchern bis zu 500 Arbeiten in einem Objekt verbindet, schwingen diese in einem gedoppelten Sinne immer mit: zum einen bleibt das Bewusstsein für die eine aufgeschlagene Seite immer im Horizont der restlichen dadurch zugeschlagenen Seiten verhaftet; zum anderen ergibt sich durch die in einem Buch notwendige Reihung eine Beziehung zwischen den Arbeiten, die jedes Element mit dem vorhergehenden und nachfolgenden verbindet. Die Statik der Bilder wird dadurch aufgebrochen und zur retroaktiven Kunst: Jede Seite ist ein eigener Kosmos, aber eben als solcher ist er bestimmt durch die angrenzenden Seiten. Dadurch, dass die einzelnen Arbeiten wortwörtlich aneinander „gebunden“ sind, kann die Beziehung zu den anderen nicht mehr bloß als äußere Konstellation aufgefasst werden, das Buch ist keine Sammlung, sondern ein Werk. Die Bilder werden zur Folge – zum „flow“ – und damit auch zur Aufforderung, denn der Rhythmus und die Verbindung der Teile werden zur Aufgabe des Betrachters. Dieser wird in einer speziellen Weise in die Prozesshaftigkeit der Kunst mit einbezogen, denn statt Ausschluss zu sein, sind im Buch alle Arbeiten in einer immanenten Folge enthalten. Statt einer Auswahl von Erfolgen gegenüberzustehen, deren Zusammenstellung immer ein zweiter Akt ist, ist man in Hinsicht auf das Kunst-Buch mit dem gesamten Prozess des Versuchens (try) konfrontiert. Jede neue Seite in einem Buch stellt ein Versuchen dar, welches das mögliche Scheitern (error) mit einschließt und dabei gibt das Buch die Aussicht auf das Wesen dieser Korrelation frei. Während das Versuchen immer nur als Akt begriffen werden kann, ist das Scheitern (oder der Erfolg) immer Resultat. In diesem Fall kann man sich also auch als Betrachter nicht einfach auf das Resultat beziehen, ohne den Versuch mit unternommen zu haben, die Teile selbst aufeinander zu beziehen.

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